Ablauf einer ambulante Gruppentherapie
Im Rahmen der psychotherapeutischen Sprechstunde lernen wir uns zu zweit kennen. Dabei wird zunächst einmal geschaut, ob und wenn ja welcher Therapiebedarf vorliegt. Und welche Art der Behandlung und welche Therapierichtung für Sie geeignet ist. Wird eine Gruppentherapie empfohlen und ist ein Platz in einer passenden Gruppe frei, können Sie zeitnah anfangen.
Es folgen weitere probatorische Sitzungen im Einzelsetting. Diese Phase dient weiter dem gegenseitigen Kennenlernen und der Grundsteinlegung für eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung und es erfolgt eine Diagnostik. Diese Sitzungen dienen auch der weiteren Vorbereitung auf den Einstieg in die Therapiegruppe.
Entscheiden Sie sich nach den probatorischen Sitzungen für den Beginn einer Behandlung in einer Gruppe, erfolgt die Antragstellung bei der Krankenkasse.
Nach erfolgter Genehmigung beginnt die eigentliche Gruppenpsychotherapie. Die Sitzungen finden in der Regel wöchentlich statt und dauern 100 Minuten. Die Gruppen bestehen aus 6-8 Teilnehmern. Die Psychotherapie erfolgt als Kombinationsbehandlung, d.h. Sie haben ihre feste Therapiegruppe und zusätzlich noch Einzelermine.
Wie kann man sich die Gruppentherapie vorstellen?
Die Gruppen setzen sich nicht rein nach Diagnose zusammen, sondern ich versuche die jeweilige Lebenssituation zu berücksichtigen und die Themen die bearbeitet werden sollen.
Was Sie in der Gruppe bearbeiten möchten, entscheiden Sie selbst. Sie können sich aktiv beteiligen, oder mehr beobachten. So wie es Ihnen in dieser Sitzung an diesem Tag entspricht. Es gibt keinen Zwang etwas in der Gruppe zu "offenbaren", wenn Sie das nicht von sich aus tun möchten.
Es gibt feste Rituale wie die „Eingangsrunde“ und die „Schlussrunde“. Der Mittelteil ist immer anders und wird durch die eingebrachten Themen gestaltet, oder durch mich strukturiert.
Gruppentherapie findet immer freiwillig statt! Sie können jederzeit eine Therapie wieder beenden.
Die Therapieprozesse und -verläufe der einzelnen Gruppenteilnehmer werden durch den Gruppenprozess miteinander verwoben, das Ganze ist weit mehr als die Summe seiner Teile! Daher ist Verbindlichkeit so wichtig in den festen Gruppen, daher ist es erforderlich, dass Sie während Ihrer Gruppentherapie den Gruppensitzungen eine sehr hohe Priorität einräumen. An Feiertagen und während meiner Urlaube finden keine Gruppensitzungen statt. Die Termine werden immer in den Gruppen für einige Monate im Voraus bekanntgegeben.
Vor- und Nachteile
Nachteile der Gruppentherapie
- Zu Anfang mehr negative Gefühle: Hemmungen, Unsicherheit sind zu Anfang in der Gruppe bei manchen Patienten stärker und es kann schwieriger sein, diese zu überwinden.
- Andere erzählen von ihren Problemen: es kann belastend wirken, von den Problemen der anderen Teilnehmer zu erfahren.
- Höhere Verbindlichkeit, weniger Flexibilität: Die Gruppentermine sind festgelegt, Sie können diese nicht individuell wieder absagen.
- Durch die kleine Teilnehmerzahl können Sie sich in der Gruppe weniger gut „verstecken“ und der Bearbeitung Ihrer Themen ausweichen, wenn Sie das möchten.
Vorteile der Gruppentherapie
- Man kann „live“ Hemmungen, Unsicherheiten, immer wieder kehrende Konflikte oder andere Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen bearbeiten. Durch die kleine Gruppe lernt man sich rasch kennen, die Hemmschwelle ist nicht so groß.
- Man kann sich ehrliche Rückmeldungen geben lassen, die man im Alltag von anderen Menschen nicht bekommt.
- Größere Methodenvielfalt: die wirksamen Techniken der Einzeltherapie können ergänzt werden durch Methoden, für die mehrere Teilnehmer benötigt werden. Zum Beispiel Rollenspiele.
- In einem Boot: Austausch mit den Erfahrungen der anderen, gegenseitige Hilfestellungen, gegenseitige Motivation sind nur in der Gruppe möglich. Man macht z.B. die Erfahrung, mit einem Problem nicht allein zu sein, bekommt Informationen, wie andere damit umgehen, es besteht die Möglichkeit, einfach nur zuzuhören, man kann anderen helfen, sich gegenseitig motivieren, und etliches mehr. Es gibt aber auch noch eine Expertin, die steuert und aufpasst, dass die Gruppe nicht in die falsche Richtung rudert.
- Lernen von Sozialen Fertigkeiten „live“, in der direkten Übung, sich zB „ein Stück vom Kuchen“ der Gruppentherapiezeit zu nehmen, oder sich auch mal zurück zu nehmen, anderen angemessen Rückmeldungen zu geben, Rückmeldungen anzunehmen, sich nicht zu sehr von den Problemen anderer Menschen mitreißen zu lassen, aber trotzdem nicht kalt und hart zu werden, oder zu erscheinen, sind nur einige Kompetenzen, die erworben oder ausgebaut werden können.
- Mitzuerleben, was andere beschäftigt, kann einem Themen bewusst werden lassen, die man sonst verdrängt hätte. Z.B. wenn einen das, was jemand in der Gruppe erzählt hat, nicht mehr loslässt – dann hat das immer auch mit einem selbst zu tun und eröffnet eine Chance, selbst bei diesem Thema dazu zu lernen.
- Mehr Menschen können behandelt werden, die Wartezeiten sind nicht so lang.
- Gruppentherapie macht Spaß und bereichert, viele Patienten erleben sie als noch bereichernder als die Einzeltherapie-Sitzungen. Durch die Kombination mit Einzelsitzungen können Sie auf jeden Fall die Vorteile beider Therapiemethoden nutzen.
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